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Artikel aus der Welt am Sonntag: Noch etwas Tee, Sir?

....Zwischen dem „Vier Jahreszeiten“ an der Binnenalster und dem „Eaton Place“ in Ottensen liegen gut sechs Kilometer. Steht man in dem Café, das Antonio da Silva Oliveira und Jörg Schröder führen, blickt man auf ähnlich eingedeckte Tische wie in der Nobelherberge. Von außen sieht das „Eaton Place“ aus wie ein normales Café, doch wer hier einkehrt, fühlt sich „very british“.

Neben dem Eingang winkt die Queen von einem Pappaufsteller herüber, und auf der Damentoilette schaut Prinzessin Margaret einem von der Fensterbank entgegen. Der Gast nimmt auf Windsor Chairs Platz. „Die sind weder geklebt noch genagelt, sondern gesteckt. Echte Handarbeit“, sagt Jörg Schröder. Die Stühle und auch die silbernen Teekannen mit Monogramm sind Einzelstücke, die sie in England bei Antikhändlern aufgetan haben.


Zu steif wollten die Macher des Cafés, das 2018 eröffnet hat, es nicht haben. Eher urig, gemütlich und einen Tick überladen. Der georgianische Stil, wie man ihn aus englischen Landhäusern kennt, präsentiert sich mit blauen Wänden und weiß abgesetzten Leisten im Lokal. Die Tapete mit dezentem Blumenmuster stammt von einem Lieferanten des britischen Königshauses.


Jeder Tisch ist besetzt, der Geräuschpegel entsprechend hoch. An einem Zweiertisch sitzt ein Austauschstudent aus Südkorea mit seiner Freundin. Statt Kimchi essen sie Scones und Torte. Den Afternoon Tea gibt es hier für 35 Euro. An einem anderen Tisch sitzen drei Frauen – Großmutter, Mutter und Tochter, die den Geburtstag der Ältesten feiern. Sie war mit einem Briten verheiratet.



Sie seien oft ausgebucht, sagt Jörg Schröder, dabei hätten ihnen viele Freunde von der Idee abgeraten. „Gastronomie sei ein so unsicheres Geschäft und England und Leckereien – das schließe sich aus. Diese Argumente bekamen wir oft zu hören“, erzählt er. Dass ihr Konzept dennoch so gut ankommt, verdanken sie wohl auch der 84-jährigen Josie Bennett aus Pedmore, England. Kennengelernt haben sich die zwei – und jetzt wird es sehr britisch – im Gedränge zur Geburtstagsparade der Queen in London. Es entstand eine Brieffreundschaft. Das Rezept für die Scones, die jeden Tag im „Eaton Place“ frisch gebacken werden, stammt von ihr. Es kam per Post.



Bildmaterial: Bertold Fabricius/Pressebild.de




 
 
 

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